PROF. DR. CHRISTIAN GÄRTNER

Prof. Dr. Christian Gärtner hat die Professur für BWL, insbesondere Human Resource Management, Arbeitspsychologie und Digitalisierung der Arbeitswelt an der Hochschule München inne. Er forscht, lehrt und berät zu den Themen Analytics und Automatisierung in der Personalarbeit, Digitale Transformation und Change Management. 

REFERENZEN

In zahlreichen Publikationen – darunter 5 Bücher und mehr als 70 Artikel in nationalen und internationalen Zeitschriften – sowie Vorträgen vermittelt Prof. Dr. Christian Gärtner „Good Practices“, die ebenso praxiserprobt wie wissenschaftlich sind. Seit 2021 ist er geschäftsführender Herausgeber der Zeitschrift „people&work“ (Handelsblatt Fachmedien & Otto Schmidt-Verlag). 

Zudem berät er seit zwei Jahrzehnten sowohl Non-Profit Organisationen wie Konzern-Kunden (z.B. SAP, Siemens, Telefónica o2) – früher als Berater bei Capgemini Consulting, nun als Freelancer. Weitere Informationen erhalten Sie auf seiner Website https://christian-gaertner.de/

INTERVIEW MIT PROF. DR. CHRISTIAN GÄRTNER

1. Was hat sich in den letzten Jahren im Bereich HR geändert?

Einiges. Zunächst ist mittlerweile der Fachkräftemangel nicht mehr nur bei IT-nahen Jobprofilen spürbar. Dann ist auch HR immer mehr in Richtung Digitalisierung vormals analoger Prozesse gegangen und in den letzten 1-2 Jahren haben viele Unternehmen People-Analytics-Abteilungen aufgebaut. Die Großen sind da oft Vorreiter, aber auch Kleinere haben die Vorteile von daten- bzw. evidenzbasierten Entscheidungen erkannt. Mittlerweile haben diese Vorreiter einiges an Erfahrungen gesammelt: Welche HR-Prozesse oder Teilprozesse eignen sich für Automatisierung? Wie lässt sich People Analytics datenschutzkonform aufsetzen? Wie bekommt man die Mitbestimmungsgremien mit an Board? Nicht zuletzt haben viele HR-Bereiche während der Pandemie einige Pluspunkte gesammelt, weil sie schnell und unkompliziert wirklich hilfreiche Angebote gemacht haben. Alle drei Faktoren zusammen führen dazu, dass HR an Reputation und Einfluss gewonnen hat. Dieses Momentum gilt es zu nutzen.

2. Was sind besondere Herausforderungen und Pain Points Deiner Kund_innen? Was braucht es für besondere Kompetenzen, um diese zu lösen?

Reskilling und Upskilling sind wahrscheinlich die am häufigsten genannten Herausforderungen. Weil sie nicht nur das Business, sondern auch HR selbst betreffen. Dabei geht es darum, Schlagwörter wie Digital Literacy oder kulturelle Sensitivität konkret auf die Jobs und Personen im Unternehmen zu übersetzen: Was bedeutet z.B. der Aufbau einer eigenen Fertigung in China für die notwendigen Kompetenzen der Projekt- oder Vertriebsleitung dort? Wieviel Hintergrundwissen über Big Data-Analysen oder User-Experience Design muss ein_e Sachbearbeiter_in im Controlling haben, um neue, einfache und nutzbare Dashboards für das Business zu bauen? Und wieviel Hintergrundwissen über diese Themen muss in HR vorhanden sein, um eine passende Software-Applikation einzukaufen und Schulungen zu veranstalten – oder selbst so etwas zu bauen? Mittlerweile sind viele Unternehmen über die high-level Frage, ob Digitalisierung kommen wird und wenn ja wie viel davon, hinweg und es geht um Details, Data Flows, Datenschutz- und Betriebsvereinbarungen, Use Cases und manchmal auch Business Cases.

3. Warum macht Dir Deine Aufgabe Freude? Was ist daran besonders für Dich?

Es gibt derzeit im HR-Bereich so vieles, was es zu wissen gilt: Use Cases für Machine Learning-Verfahren und Robotic Process Automation, Datenschutz und Data Governance, Ethik-Richtlinien und verantwortliche Umsetzung – und neben den ganzen Tools muss man sich Gedanken über Menschlichkeit und Wertschöpfungsbeitrag machen. Als Hochschulprofessor bin ich in der schönen Lage, dass es quasi mein Job ist, sich hier überall schlau zu machen und auf dem Laufenden zu halten. Einziger Haken ist, dass man da auch schon mal den Überblick verlieren kann. Aber das ist dann wieder das Schöne an solchen Seminaren wie hier: Man ist gezwungen, sich zu fokussieren und Struktur in die Themen zu bringen. Wenn das bei den Teilnehmer_innen ankommt und positives Feedback zurückkommt, hat man drei Sachen in einem: Erkenntnisgewinn, praktischen Mehrwert und das gute Gefühl, genau die ersten beiden Dinge vermittelt zu haben.