Cornelia Diethelm

Als Unternehmerin und Verwaltungsrätin gestaltet Cornelia Diethelm den digitalen Wandel an der Schnittstelle von Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft aktiv mit. Dazu gehört insbesondere der Aufbau des Centre for Digital Responsibility (CDR), ein unabhängiger Think Tank für Digitale Ethik in der DACH-Region. Bereits mit der ersten Konferenz Shift im Jahr 2019 hat sie den Nerv der Zeit getroffen und gezeigt, dass ethische Aspekte der Digitalisierung von strategischer Relevanz für Unternehmen sind. Cornelia Diethelm liebt es, Brücken zwischen der Wirtschaft und den Erwartungen der Gesellschaft zu bilden und strategische Trends frühzeitig zu erkennen. Ihr Wissen gibt sie u.a. als Herausgeberin des Trendradar Digitale Ethik sowie als Referentin und Dozentin für Digitale Ethik weiter.

INTERVIEW MIT CORNELIA DIETHEIM

  1. Was waren deine ersten Berührungspunkte mit dem Thema Corporate Digital Responsibility?

Im Jahr 2018 habe ich den MAS in Digital Business an der Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ) abgeschlossen. Während dieser Weiterbildung wurde mir als CSR-Verantwortliche der Migros bewusst, dass es neue Themen gibt, diese aber nicht Teil unserer CSR-Strategie sind.

  1. Welche ethischen Herausforderungen sind für dich beim Einsatz neuer Technologien zentral?

Ganz wichtig finde ich, dass wir wieder lernen, zu denken bevor wir handeln. Was einfach tönt, ist im Geschäftsalltag ganz schön schwer, denn alles muss schnell gehen. Doch gerade diese kritische Reflexion, was unser Leben wirklich besser macht, ist ganz zentral. Denn nur wenn wir wissen, was wir wollen, können wir entscheiden, welche Technologie uns bei der Problemlösung helfen kann. Oft lassen wir uns zu stark von den technologischen Möglichkeiten treiben, was dann oft zu ethischen Konflikten führt.

  1. Was heißt es für dich, Verantwortung im digitalen Zeitalter zu übernehmen?

Da das digitale Zeitalter stark von neuen Technologien getrieben wird, haben wir eine grosse Informationsasymetrie. Unternehmen wissen, wo sie Big Data, Künstliche Intelligenz & Co. Einsetzen. Der Einzelne weiss das oft nicht. Verantwortung bedeutet für mich, dass Unternehmen diesen Wissensvorsprung nicht ausnutzen, und dass wir alle gefordert sind, in unsere Kompetenzen zu investieren, damit wir die Spreu vom Weizen trennen können.

  1. Welche Erfolgsbeispiele von Digitaler Ethik und Corporate Digital Responsibility inspirieren dich?

Am meisten motiviert und beeindruckt mich das Engagement einzelner Personen in den Unternehmen. Sie leisten Pionierarbeit, indem sie intern Verbündete suchen und beharrlich daran arbeiten, dass ein Bewusstsein für ethisches Verhalten zu schaffen. Es erinnert mich etwas an die Anfänge der CSR bzw. Nachhaltigkeit. Denn oft vergessen wir, dass wir noch ganz am Anfang stehen.

  1. Was macht dir an deiner Lehrtätigkeit besonders Spaß?

Die Leidenschaft der Teilnehmenden! Sie stellen tolle Fragen und es gibt auch immer sehr engagierte Diskussionen wenn wir aktuelle Fälle aus der Praxis besprechen. Es ist ein grosses Privileg, von ihren Erfahrungen und Sichtweisen zu lernen und immer mehr Mitstreiter zu haben, die sich für mehr Ethik im digitalen Raum einsetzen.