CDR-EXPERT

Das 21. Jahrhundert konfrontiert uns mit vielzähligen Herausforderungen – Armut und Chancenungleichheit, gesellschaftliche Polarisierung, Ausbeutung und Überlastung entgrenzter Arbeit, Umweltzerstörung und Klimawandel. Potenziert wird die Lage durch das Risikopotenzial der Digitalisierung: Datenmissbrauch und Manipulation, Digitale Spaltung, die Instabilität der Kompetenzen am Arbeitsmarkt, Konsum 4.0 und die drastische Zunahme von Elektroschrott und Treibhausgasen. Kund_innen und Investor_innen äußern Misstrauen und verlangen Transparenz, ethische Kompetenz, umweltgerechte Lösungen und zukunftsorientierte Geschäftsideen vom Markt. Klar ist, dass ein schneller Wandel nicht ausschließlich von politischen Entscheidungsträger_innen erwartet werden kann. Das Konzept Corporate Digital Responsibility sieht Unternehmensverantwortung als Schlüssel für eine nachhaltige Entwicklung in einer digitalisierten Welt. Indem Unternehmen und Organisationen ethisch mit internen Anspruchsgruppen, gesellschaftlichen Anliegen, ökologischen Ressourcen und den Herausforderungen der Digitalisierung umgehen, leisten sie einen zentralen Beitrag zum Wohlergehen von Mensch und Umwelt und steigern gleichzeitig ihren eigenen Marktwert. (Digitale) Nachhaltigkeit erzeugt positive öffentliche Wahrnehmung und wird so zum Gamechanger für Unternehmenserfolg.

Als CDR-Expert kennen Sie soziale und ökologische Herausforderungen der Digitalisierung und verstehen, warum CDR für Unternehmen, ihren Marktwert und Erfolg immer relevanter wird. Sie sind in der Lage, die Ambivalenz digitaler Innovationen aus einer ethischen Perspektive zu bewerten und einen verantwortungsbewussten Umgang und Einsatz zu konzipieren. Im Hinblick auf zentrale Verantwortungscluster (Mitarbeiter_innen, Gemeinwohl, Umwelt & Klima, Kund_innen & Markt) können Sie konkrete CDR-Maßnahmen entwickeln und wissen, welche Herausforderungen aber auch welches Chancenpotenzial technische Lösungen bergen. Als CDR-Expert sind Sie dazu in der Lage, Organisationen auf ihrem Weg hin zu einer individuellen und wirksamen Corporate Social Responsibility zu unterstützen und zu begleiten. Mit Fachkenntnis und Methodenwissen können Sie die aktuelle Geschäftssituation einschätzen, Verantwortungsdimensionen mit Business Fit ermitteln und ausgewählte Innovationstechniken einsetzen. Sie kennen klassische Herausforderungen bei der strategischen Verankerung von CDR und verfügen über entsprechende Hilfestellungen und Lösungswege, um ein ethisch und ökologisch vertretbares Wirtschaften in der Digitalgesellschaft zu initialisieren.

Inhalte

Von CR über CSR zu CDR

Im ersten Teil der Ausbildung geht es darum, ein grundlegendes Verständnis für den Begriff Corporate Digital Responsibility, seine historische Entwicklung und die sich verändernden Risikopotenziale der Gegenwart zu entwickeln.

Teilnehmende…

  • können die Grundlagen, Handlungsfelder und Anwendungsgebiete von Corporate Digital Responsibility.
  • können darlegen, warum CDR für Unternehmen und ihren Erfolg immer relevanter wird.
  • sind in der Lage, ethische Herausforderungen zu erkennen und können beurteilen, inwiefern CDR zur Lösung beiträgt.

Warum CDR? Was sich mit der Digitalisierung ändert.

Um die Bedeutung und Dringlichkeit einer Corporate Digital Responsibility nachzuvollziehen, ist es entscheidend, die Digitalisierung und ihren Wandel zu verstehen. Was ändert sich mit der Digitalisierung für Unternehmen und wozu braucht es eine umfassende CDR-Strategie?

Teilnehmende…

  • verstehen die sich neuformierenden Wertschöpfungsketten, die primär von Daten und Prosument_innen charakterisiert sind.
  • erfassen die neuen Ansprüche und Herausforderungen, die sich durch die Digitalisierung an Unternehmen richtet (z. B. Innovationsdruck, innovative Geschäftsmodelle, digitale Führung u. v. m.).
  • verstehen, dass CDR multi-dimensionale Auswirkungen auf innere und äußere Unternehmensprozesse und -strukturen hat.
  • kennen die Verschiedenheit und Funktionen neuer Digitaltechnologien.
  • erlangen ein Verständnis dafür, dass technologische Entwicklungen und ihre Dynamik von Unternehmen getrieben wird und dafür eine gewisse Verantwortung in vielerlei Hinsicht erforderlich ist.

Chancen und Gefahren der Digitalisierung

Das Grundlagenmodul wird mit einer vertiefenden Perspektive auf die Ambivalenz digitaler Innovationen abgeschlossen. Auch wenn digitale Technologien als zunächst wertfreie Innovationen zahlreiche Möglichkeiten für eine sozial- und umweltgerechte Entwicklung bieten, zeigt sich gegenwärtig, dass die Digitalisierung vielmehr bestehende, nicht nachhaltige Trends beschleunigt.

Teilnehmende…

  • reflektieren das Potenzial der Digitalisierung für eine ethisch und nachhaltig orientierte Gesellschaft.
  • kennen die Gefahren digitaler Technologien (z. B. Digitale Exklusion, die Instabilität digitaler Kompetenzen, Manipulation, Überwachung, die enorme Umweltbelastung).
  • verstehen die Ambivalenz digitaler Innovationen.
  • entwickeln ein Verständnis dafür, dass digitale Trends zwar ein großes Potenzial für eine sozial- und umweltgerechte Entwicklung bergen, dieses aber nur durch bewussten, kontrollierten und geregelten Einsatz entfacht werden kann.

Fokus: Mitarbeiter_innen

CDR steht für die bewusste Entscheidung, Überwachung und Umsetzung einer verantwortungsvollen digitalen Transformation und Geschäftstätigkeit von Unternehmen. Dazu gehört auch die Berücksichtigung der Interessen von Mitarbeitenden im Umgang mit Daten und Künstlicher Intelligenz sowie die Einbeziehung ihrer Bedürfnisse bei der Einführung und Nutzung digitaler Tools.

Teilnehmende…

  • reflektieren, welchen Einfluss die Digitalisierung auf die Belegschaft hat.
  • lernen verschiedene Wege für einen ethischen Umgang mit Daten und KI in Bezug auf Mitarbeiter_innen.
  • verstehen, welche Kompetenzen in einer sich digitalisierenden Arbeitswelt erforderlich sind.
  • werden von praktischen CDR-Konzepten mit Fokus auf Mitarbeitende inspiriert.
  • sind dazu fähig, konkrete CDR-Maßnahmen und Ansätze im Hinblick auf das Personal und die Kollaboration zu planen und durchführen.

Fokus: Gemeinwesen

Für eine verantwortungsbewusste Digitalstrategie gilt es, die Perspektive auf das Gemeinwesen zu erweitern. Denn die digitale Transformation wirkt tief in das gesellschaftliche Miteinander ein. Welche gesellschaftlichen Auswirkungen dürfen im Zuge der digitalen Transformation nicht aus dem Auge verloren werden? Welchen Einfluss haben digitale Geschäftsmodelle auf das Gemeinwesen? Wie stellen wir Teilhabe und Gerechtigkeit bei der Nutzung von Technologien, digitalen Dienstleistungen und Produkten sicher? Wie können Blind Spots und Biases digitaler Technologien vermieden werden?

Teilnehmende…

  • setzen sich mit den sozialen Auswirkungen der digitaler Technologien und Geschäftsmodelle auseinander.
  • sind fähig, über Triggerpunkte, Machtverhältnisse, Biases und Blind Spots der digitalen Welt zu reflektieren.
  • wenden Instrumente zur Erhebung des Social Impacts von digitalen Geschäftsmodellen an.
  • lernen Ansätzen und Beispiele gemeinwohlorientierter digitaler Geschäftsmodelle kennen.

Fokus: Umwelt & Klima

Immer wieder hört und liest man, dass digitale Lösungen Treibhausgase reduzieren, zur Ressourceneinsparung beitragen und damit den Weg für eine nachhaltige und umweltbewusste Entwicklung ebnen. Doch auch wenn die Digitalisierung Vorteile für Klima- und Umweltschutz mit sich bringt, sollte eine naive Technikgläubigkeit vermieden werden. Hierfür ist es notwendig, die Sensibilität für Rebound-Effekte zu schärfen. Die Herstellung und Entsorgung elektronischer Geräte, der intensive Stromverbrauch in Rechenzentren und der durch Onlineshops gravierend geförderte Konsum 4.0, sind nur einige Beispiele, die weltweit entscheidend zu Klimawandel und Ressourcenverschwendung beitragen.

Teilnehmende…

  • kennen die Grundlagen des Klimawandels und des Konzepts der Planetaren Grenzen.
  • erhalten ein Grundverständnis des Zusammenhangs von Digitalisierung und Nachhaltigkeit.
  • können erklären, was es mit Rebound-Effekte von digitalen Technologien und Geschäftsmodellen auf sich hat.
  • setzen sich mit dem Konzept des (digitalen) Fuß- und Fingerabdrucks auseinander.
  • lernen Ansätze und Beispiele für nachhaltiges und digitales Unternehmertum kennen.

Fokus: Kund_innen & Markt

Der Markt ist von einer großen Informationsasymmetrie geprägt, denn Kundinnen und Kunden wissen nicht (oder zu wenig), was dank Big Data, Künstlicher Intelligenz & Co. möglich ist. Hinzu kommt, dass es an Transparenz fehlt. Was erwarten Kundinnen und Kunden von Unternehmen? Wie reagieren vertrauenswürdige Unternehmen? Was sind besonders fragwürdige Geschäftspraktiken und wie lassen sich diese unterbinden?

Teilnehmende…

  • fühlen sich sicher im Umgang mit neuartigen Kundenerwartungen.
  • können fragwürdige Geschäftspraktiken identifizieren.
  • sind mit Regulierungen, die auf Unternehmen zukommen, vertraut.
  • wissen, was Unternehmen tun können, um sich gegenüber Kund_innen als vertrauenswürdig zu erweisen und sich am Markt erfolgreich zu positionieren.
  • kennen Best Practices von Unternehmen sowie aktuelle Marktrends.

CDR Instrumente

Aufbauend auf den vorangegangenen Grundlagen- und Fokustagen wird im letzten Kursteil die praktische Umsetzung von CDR im Unternehmenskontext behandelt. Entscheidend ist, dass es nicht die Strategie für Corporate Digital Responsibility gibt, sondern nur individuelle und zum Kerngeschäft passende Lösungen langfristig Wirkung zeigen und den eigenen Marktwert steigern können. Wie lässt sich der IST-Zustand analysieren und der Business Fit ermitteln? Welche Stakeholder und Expert_innen können die Strategieentwicklung und einen nachhaltigen Wandel begünstigen? Welche Stolperfallen drohen in der Praxis und wie lassen sich diese bewältigen?

Teilnehmende…

  • können die Vor- und Nachteile von Compliance und Integrity Ansätzen kritisch miteinander vergleichen.
  • sind in der Lage verschiedene CDR-Instrumente, Innovationsmethoden und ihre Einsatzmöglichkeiten zu nennen und auf Praxisbeispiele anzuwenden.
  • kennen erste Schritte zur Umsetzung von CDR und können diese koordinieren.
  • kennen klassische Herausforderung bei der strategischen Verankerung von CDR und verfügen über entsprechende Hilfestellungen und Lösungswege.

Ethics by Design

Werden ethische Überlegungen, Prinzipien und Werte nicht erst nachträglich in Unternehmensprozesse integriert, sondern bereits von Anfang an in der Produkt- oder Geschäftsentwicklung mitgedacht und berücksichtigt, spricht man von Ethics by Design. Wie kann die wertesensible Perspektive während des gesamten Ideen- und Entwicklungsprozesses gewährleistet werden? Welchen Vorteil bieten Ethik Canvas und wie sind diese zu entwickeln? Welche politischen Leit- und Richtlinien bieten Orientierung?

Teilnehmende…

  • verstehen die Grundidee, Entwicklung und Funktion von Ethic by Design.
  • können verschiedene ethische Methode benennen, die einen wertesensiblen Fokus digitaler Systeme in der Praxis sicherstellen.
  • sind vertraut mit institutionellen Rechten und Richtlinien, um ethische Überlegungen bei der Gestaltung digitaler Technologien zu integrieren.
  • kennen verschiedene Ethics by Design-Ansätze (Ethik Canvas, Data Ethik Canvas) und sind in der Lage diese anzuwenden.

Sustainable Design Thinking

Das Praxismodul wird mit einem Workshop zu Sustainable Design Thinking abgeschlossen. Anders als der klassische Ansatz schafft diese Herangehensweise nicht nur nutzerzentrierte Lösungen, sondern befasst sich von Beginn an mit globalen Herausforderungen und schärft den Fokus für ganzheitliche und zukunftsorientierte Lösungen. Neben den Bedürfnissen von Nutzer_innen steht im Fokus der Innovation die Frage, wie die gesuchte Lösung einen Beitrag zu einer menschwürdigen, umweltbewussten und klimaschonenden Entwicklung leistet.   

Teilnehmende…

  • verstehen das Konzept von Design Thinking und wissen, wie ökologische Bedürfnisse von Anfang an integriert werden können.
  • sind mit den verschiedenen Phasen und Prozessschritten im Design Thinking-Ansatz, erforderlichen projektabhängigen Flexibilität und dem entsprechenden Mindset vertraut.
  • lernen verschiedene Tools und Hilfestellungen für die unterschiedlichen Entwicklungsstufen kennen.
  • vertiefen Methodenwissen und Moderationskompetenz in Peer Groups und können damit eigenverantwortlich und selbstbestimmt Sustainable Design Thinking als Innovationsmethode für eine nachhaltige Entwicklung anwenden.
Lernen bei Digethic
Dozentinnen & Dozenten

Dr. Imme Witzel

Dr. Imme Witzel begleitet als Beraterin, Trainerin und Coach für werteorientierte Organisationsentwicklung Unternehmen auf einem Weg in eine verantwortliche und nachhaltige digitale Transformation Sie verfügt über 20 Jahre berufliche Praxis unter anderem in einer internationalen Strategieberatung, in Forschung und Wissenschaftsmanagement sowie in der Innovationsberatung an der Schnittstelle zur Politik. Corporate Responsibility, unternehmerische Nachhaltigkeit und die digitale Transformation stehen seit über 15 Jahren im Fokus ihrer Arbeit – in der Unternehmenspraxis sowie in der Wissenschaft.

Chantal Ebelsheiser

Chantal Ebelsheiser führt als Referentin und Moderatorin Lehr- und Qualifizierungsprogramme bundesweit an Hochschulen, in Kommunen und für Unternehmen durch und ist nebenher als Moderatorin und Impulsspeakerin für Veranstaltungen mit Nachhaltigkeitsbezug tätig. Angetrieben von der Suche nach Hebelpunkten für eine nachhaltige Transformation, beschäftigt sie sich mit drängenden globalen Herausforderungen und gesellschaftlichen Veränderungsprozessen. Außerdem ist sie Vorstandsmitglied im Klimaherbst e.V..

Cornelia Diethelm

Als Unternehmerin und Verwaltungsrätin gestaltet Cornelia Diethelm den digitalen Wandel an der Schnittstelle von Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft aktiv mit. Dazu gehört insbesondere der Aufbau des Centre for Digital Responsibility (CDR), ein unabhängiger Think Tank für Digitale Ethik in der DACH-Region. Bereits mit der ersten Konferenz Shift im Jahr 2019 hat sie den Nerv der Zeit getroffen und gezeigt, dass ethische Aspekte der Digitalisierung von strategischer Relevanz für Unternehmen sind. Cornelia Diethelm liebt es, Brücken zwischen der Wirtschaft und den Erwartungen der Gesellschaft zu bilden und strategische Trends frühzeitig zu erkennen. Ihr Wissen gibt sie u.a. als Herausgeberin des Trendradar Digitale Ethik sowie als Referentin und Dozentin für Digitale Ethik weiter.

Termine

Teilnahmegebühr

Dauer

10 Live-Sessions à 1 Tag + Self Study + Community Learning

Zielgruppe

  • Fach- und Führungskräfte aus den Bereichen Geschäftsführung, Sustainable Business Development, Governance, Risk, Compliance, Recht, IT, CSR & CDR
  • Projektleiter_innen aus Produktion, F & E, Produkt- und Innovationsmanagement, interne und externe Berater_innen und Consultants
  • Interessierte an nachhaltigen und gemeinwohlorientierten Lösungen der Organisationsentwicklung

Abschluss

  • Digethic Expert Certificate
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Fördermöglichkeiten

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Sonja Einert
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